Hinweis: Bei diesen Angaben handelt es sich um allgemeine Informationen, die nicht allen denkbaren Situationen und Konstellationen gerecht werden können. Bitte beachten Sie in jedem Fall die örtlich gültigen Rechtsvorschriften und Normen sowie die Sicherheitshinweise in den Unterlagen und Bedienungsanleitungen Ihrer Geräte.
Sei es für das Fahrzeug oder den Stromerzeuger – in der Krise kann die Treibstoff-Versorgung eingeschränkt sein, und das ausgerechnet, wenn wichtige Motoren laufen müssen. So kann man den Wunsch nach einer Bevorratung von Kraftstoffen durchaus verstehen.
Dabei sind jedoch einige Punkte zu beachten:
Höchstmengen
Je nach Lagerort und Gefahrenpotential dürfen nur bestimmte Mengen an Kraftstoffen bevorratet werden. Hierzu sind die örtlichen Vorschriften zu beachten.
Ohne Gewähr auf Korrektheit zu übernehmen, verweisen wir dazu auf einen Artikel der Autozeitung.
Lagerfähigkeit
Herkömmliches Benzin und Diesel enthalten heutzutage einen „Bioanteil“.
Super-Benzin (E5) beispielsweise enthält bis zu 5%, E10-Benzin bis zu 10% Bio-Ethanol. Ethanol ist hygroskopisch, zieht also Wasser an, was zu Korrosion und mikrobieller Verunreinigung führen kann. E10 gilt als schlecht lagerfähig. Während die meisten Quellen für E5 eine Lagerdauer von rund 6 Monaten angeben, werden für E10 meist nur rund 3 Monate genannt.
Gewöhnlicher Diesel ist mit bis zu 7% Fettsäure-Methylester (FAME), manchmal auch als Rapsmethylester (RME) oder Biodiesel bezeichnet, versetzt („B7-Diesel“). Im Laufe der Zeit zieht der Bio-Anteil Wasser und wird von Mikroorganismen zersetzt und es entsteht eine Art Schlacke („Dieselpest“), die das Kraftstoffsystem verstopfen kann. Zwar gibt es auch B0-Diesel ohne FAME-Anteil, allerdings nur an äußerst wenigen Tankstellen.
Premium-Kraftstoffe
Eine Alternative kann auch die Verwendung von Premium-Kraftstoffen sein. Aral erklärt in seinen FAQ zu Ultimate, dass Ultimate Diesel® kein FAME und Ultimate 102® kein Bioethanol zugesetzt werden (aber „Spuren“ enthalten können). Shell gibt für V-Power Racing® einen Spuren-Anteil von max. 0,7% an. Vermutlich ist das bei den Premium-Kraftstoff-Sorten der Mitbewerber ähnlich, wir haben dazu bei oberflächlicher Durchsicht derer Webseiten keine offiziellen Aussagen gefunden.
„Enthält Aral Ultimate Diesel Bio-Diesel (FAME)?
Weiterlesen: FAQ Aral Ultimate, abgerufen am 28.06.2022
Unserem Hochleistungskraftstoff wird kein FAME zugesetzt. Aus produktionstechnischen Gründen kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass Aral Ultimate Diesel unter Umständen Spuren von FAME enthält. Sollte dieses ausnahmsweise der Fall sein, so wird hierdurch die Produktqualität von Aral Ultimate Diesel in keiner Weise beeinträchtigt.
Enthält Aral Ultimate 102 Bio-Ethanol?
Bei der Herstellung von Aral Ultimate 102 wird auf die Zugaben von Bioethanol verzichtet, wodurch der Hochleistungskraftstoff für alle Fahrzeuge mit Ottomotor geeignet ist.“
„E5 bedeutet, dass maximal 5% Ethanol enthalten sein dürfen. In dem Shell V-Power Racing sind durch Restspuren maximal 0,7% Ethanol enthalten.“
Weiterlesen: Shell FAQ, abgerufen am 28.07.2022
Beispiele für Premium-Benzin:
- Shell V-Power Racing®
- Aral Ultimate 102®
- OMV MaxxMotion Super 100plus®
- Esso Synergy Supreme+ Super Plus Benzin®
- TotalEnergies EXCELLIUM Super Plus®
Beispiele für Premium-Diesel:
- Shell V-Power Diesel®
- Aral Ultimate Diesel®
- OMV MaxxMotion Performance Diesel®
- Esso Synergy Supreme+ Diesel®
- TotalEnergies EXCELLIUM Diesel®
Kraftstoff-Stabilisatoren („Additive“)
Durch Beimengung bestimmter Additive kann die Lagerfähigkeit von Kraftstoffen verlängert werden.
Dies empfiehlt sich sowohl zur Stabilisierung des Kraftstoff-Vorrats als auch des Treibstoffs im Tank selten (z.B. Notstromaggregate) bzw. länger nicht benutzter (z.B. Rasenmäher vor der Winterpause) Maschinen.
Additiv zur Stabilisierung von Diesel, z.B.:
- LIQUI MOLY® 21317 Anti-Bakterien-Diesel-Additiv
- SCHÜLKE® grotamar 82
- RAVENOL® Diesel Quality Stabilisator 1390244
- MATHY-DBS® Diesel-Bakterien-Stop 1281-100
- WAGNER® BactoPlus 049001
Additive zur Stabilisierung von Benzin, z.B.:
- LIQUI MOLY® 5107 Benzinstabilisator
- MOTUL® Stabilizer 108559 / 16310811
- MOTOREX® Fuel Stabilizer 305610
- WAGNER® Bactofin Benzinstabilisator 040001
- WAGNER® BactoPlus 049001
- MATHÉ® Classic Kraftstoff-Stabilisator 1410
Heizöl statt Diesel?
Der Ausgangsstoff für Diesel und Heizöl mag zwar identisch sein, das Endprodukt weist jedoch in einigen Parametern Unterschiede auf. Diesel muss die Vorgaben der DIN EN 590 erfüllen während für Heizöl die Anforderungen der DIN 51603-1:2020-09 gelten. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die meisten Toleranzen bei Diesel enger gefasst sind als bei Heizöl. Um diese engeren Anforderungen zu erfüllen, werden dem Diesel bestimmte Additive zugesetzt. Heizöl wiederum wird mit anderen Stoffen additiviert, um dessen Normvorgaben zu erfüllen. Daher kann Heizöl nicht in jedem Fall anstatt Diesel verwendet werden.
Additive zur Erhöhung der Zündwilligkeit (Cetanzahl)
Diesel werden Additive zugesetzt, welche die Zündwilligkeit erhöhen. Dadurch verbrennt Diesel rückstandsärmer als Heizöl. Bei der Verbrennung von Heizöl entsteht mehr Ruß und andere Rückstände, die den Schadstoffausstoß und den Verschleiß des Motors erhöhen können.
Additive zur Fließverbesserung
Besonders bei niedrigen Temperaturen (ab etwa +5 °C abwärts) können bei Heizöl Paraffine auskristallisieren, die den Kraftstofffilter verstopfen können. Diesel enthält in der kalten Jahreszeit Zusätze, die das verhindern und den Kraftstoff bis ca. -20 °C fließfähig halten („Winterdiesel“).
Schwefelgehalt
- Heizöl EL: 50-1000 mg/kg Schwefelanteil
- Heizöl EL schwefelarm: <50 mg/kg
- Diesel: <10 mg/kg
Heizöl enthält deutlich mehr Schwefel als Diesel. Bei der Verbrennung von Heizöl im Diesel-Aggregat entsteht Schwefeldioxid (SO2), das wiederum Schweflige Säure (H2SO3) bildet, die das Motoröl versauert. Dadurch wird die alkalische Reserve des Öls („Gesamt-Basenzahl – TBN“) aufgebraucht, was zu Korrosion im Motor führen kann. Deshalb sollte nach einem Heizöl-Einsatz das Motoröl baldmöglichst gewechselt werden.
Steuerliche Betrachtung
Heizöl ist im Vergleich zu Diesel mit erheblich geringerer Energiesteuer belastet. In „ortsfesten Anlagen, deren mechanische Energie ausschließlich der Stromerzeugung dient“, darf steuerbegünstigtes Heizöl verwendet werden (§§ 2 Abs. 3 i.V.m. §3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EnergieStG).
„Ortsfest im Sinn dieses Gesetzes sind Anlagen, die während des Betriebs ausschließlich an ihrem geografischen Standort verbleiben und nicht auch dem Antrieb von Fahrzeugen dienen.“
GtL-Fuel
GtL-Fuel („Gas-to-Liquid“) wird aus Erdgas hergestellt und entspricht den Diesel-Normen. In der Regel kann jeder Diesel-Motor ohne Umrüstmaßnahmen auch mit GtL-Fuel betrieben werden. GtL-Fuel „kann zudem in jedem Verhältnis mit Diesel gemischt werden“ laut Shell.
Beispiele:
- Shell GTL Fuel®
Zumindest beim Produkt von Shell liegt der Flammpunkt über 60°C, was den Vorteil bietet, dass es nicht in der ADR-Gefahrgutklasse 3 als entzündbarer flüssiger Stoff eingestuft ist. Ob GtL-Fuel damit auch nicht den oben beschriebenen Lagerbeschränkungen unterliegt oder ob hier andere Definitionen herangezogen werden, können wir nicht allgemein gültig beurteilen.
„Da Shell GTL Fuel einen Flammpunkt von über 60 °C aufweist und unter festgelegten Prüfbedingungen keine selbstständige Verbrennung unterhält, muss es nicht entsprechend der Gefahrgutverordnung Klasse 3 für brennbare Flüssigkeiten deklariert werden. Hinweis: Einige auf dem Markt vertriebene GTL-Gasöle haben niedrigere Flammpunkte und müssen u. U. beim Transport mit dieser Gefahrgutkennzeichnung beschildert werden.“
Quelle: Broschüre TECHNISCHE DETAILS Shell GTL Fuel Version 2.0
Sonderkraftstoffe für Otto-Motoren
Sonderkraftstoffe bestehen meist aus Alkylatbenzin, es gibt aber mittlerweile auch Diesel-Varianten. Die Hersteller versprechen einen geringen Anteil von aromatischen Kohlenwasserstoffen (z.B. Benzol), wodurch eine rückstandsarme Verbrennung bei weniger schädlichen Emissionen erfolgen soll. Der „Kraftstoff ist lagerstabil und kann über längere Zeit aufbewahrt“ werden, schreibt Aspen zu seinem Produkt.
Die Sonderkraftstoffe werden in der Regel in Forst- und Gartenmaschinen eingesetzt und sind in Flaschen und Kanistern in Bau-, Garten- und Fachmärkten für Forst-/Landtechnik erhältlich.
Beispiele für Sonderkraftstoffe für 4-Takt-Motoren:
- Aspen 4®
- STIHL Moto4Plus®
- OEST Oecokraft 4T®
- KETTLITZ Medialub SK-4T®
Sonderkraftstoffe sind auch für Diesel- (z.B. Aspen D®) und 2-Takt-Motoren (z.B. Aspen 2®) erhältlich. Wer ein kleines Aggregat mit 2-Takter besitzt, sollte diesen Kraftstoff in Erwägung ziehen.
2-Takt-Sonderkraftstoff nicht mit konventionellem Kraftstoff mischen. Bei 4-Takt-Sonderkraftstoff soll das möglich sein.
Unsere Empfehlung
Für Diesel-Aggregate:
- Bevorzugt GtL- oder B0-Diesel verwenden und einlagern.
- Sollte der nicht verfügbar sein, Premium-Diesel verwenden. Ggf. Kraftstoff-Stabilisator beimengen.
- Im Notfall kann Heizöl genutzt werden (Vorsicht – Verstopfungsgefahr bei niedrigen Temperaturen!)
- In größeren Anlagen ist auch Heizöl-Diesel-Gemisch nicht unüblich. Wird der Einsatz von Heizöl erwogen, ggf. die verbliebenen Diesel-Vorräte mit Heizöl strecken.
Für Benzin-Aggregate:
- Bevorzugt Sonderkraftstoff verwenden
- Sollte dieser nicht verfügbar/zu teuer sein, Premium-Benzin verwenden.
Tipps & Tricks
- Im Vorfeld klären, wie im Notfall Diesel/Benzin aus dem Kfz-Tank und Heizöl aus dem Öltank entnommen werden kann und die nötigen Gerätschaften (Schläuche, Handpumpen, Kanister, etc.) dazu vorhalten
- Vor längeren Stillstand-Zeiten Benzinhahn schließen und Vergaser drainieren bzw. leerlaufen lassen (Benzinhahn schließen und warten bis der Motor ausgeht)
- Nach Heizöl-Nutzung im Diesel-Aggregat den Tank komplett entleeren, mit GtL/Diesel befüllen und das Aggregat laufen lassen bis das restliche Heizöl aus dem Kraftstoffsystem verbraucht ist. Anschließend Ölwechsel durchführen, um das durch den hohen Schwefelanteil sauer gewordene Motoröl zu ersetzen.
- Für die Lagerung nur zugelassene Metall-Kanister verwenden, da diese weniger durchlässig als Kunststoff-Kanister sind
- Beim Befüllen der Kanister ggf. Kraftstoff-Stabilisator zugeben
- Gefüllte Kanister mit Inhalt und Datum beschriften
Links
- FAQ Aral Ultimate
- Merkblatt Fa. ROTEK zum Betrieb deren Aggregaten mit Heizöl
- Totalenergies, Statt Diesel einfach Heizöl tanken
- Shell GTL-Fuel Technische Details, Broschüre, Version 2.0